Helfer in der Not

Ines und Heidrun - 30.01.2015


Unsere erste Schäferhündin Ines hatten wir 1987 in der Tierherberge Egelsbach adoptiert.
Ines hatte eine sehr unschöne Vorgeschichte und brauchte ein ganzes Jahr um wieder zu lernen ein Hund zu sein.
Ines- die  für uns der tollste Hund der Welt wurde…

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… die von Beginn unser damals 2 jähriges Kind arg liebte.
Ines von der Glattbacher Mühle war- im wahrsten Sinne des Wortes- ein zerschlagener Hund, der trotzdem ganz viel Liebe geben konnte. Zu mir hatte sie schnell Vertrauen, mein Mann musste lange kämpfen: Er rief sie, Ines wollte gern zu ihm, warf sich auf den Boden und kroch- unter sich pinkelnd- zu ihm hin.
Ines kämpfte ein Jahr lang, mit ihrer Seele und mit ihrer Gesundheit. Immer wieder hatte sie blutige Stressdurchfälle. Ihr vorheriger Besitzer hat ihre Hinterläufe so zerschlagen dass sie operiert werden musste. Es wäre zu viel alle „Kleinigkeiten“ aufzuzählen...
Wir waren oft mit unserem Latein am Ende, wussten nicht wie wir ihr helfen konnten ein normaler Hund zu werden. In unserer Verzweiflung wandten wir uns an einen Hundeplatz- und ja, es gab schon immer gute und schlechte- wir hatten Glück und bekamen wirklich adäquate und wissende Hilfe.  Ines lernte durch das dortige Training dass sie uns vertrauen darf.
Sie wurde ein extrem gehorsamer, extrem lieber, immer überall und in jeder Situation ohne Leine laufender, fröhlicher Hund der alles für uns getan hätte. Sie liebte uns, sie passte auf jeden von uns auf, sie konnte durchaus ihre Zähne zeigen wenn sie dachte dass wir bedroht würden- aber sie war niemals zu irgendeinem Lebewesen tätlich aggressiv. 


Eines Morgens gingen wir unsere normale Gassirunde. Nach ca einer halben Stunde im Feld rannte sie plötzlich los und reagierte überhaupt nicht auf mein rufen. Sie hatte keinen Jagdtrieb, ich konnte mir also ihr Verhalten nicht erklären und rannte hinter ihr her.

Sie stand vor aufgeschichteten Strohballen  (3 Ballenreihen unten, 2 Reihen mittig und eine Reihe Ballen oben) und schubste irgendetwas permanent mit ihrer Schnauze an. Dabei war sie völlig ruhig.
Mir war schon etwas mulmig als ich näher kam.
Ines hatte einen rot-blauen Arm und ein ebensolches Gesicht gefunden. Mehr sah man nicht
Du liebe Güte!! Eine Leiche?? Was tun?? Meine Gedanken rasten…
Direkt an den Strohballen angekommen, sah ich das Arm und Gesicht noch einen Körper dran hatten, der komplett von den beiden oberen Reihen Strohballen bedeckt war.
Der Mensch lebte noch, atmete aber ganz flach. Ich sprach mit ihm, er machte die Augen auf, konnte aber nichts sagen. Die Luftnot und das Gewicht der Ballen waren zu groß.
Ich versuchte erfolglos die Ballen von ihm runterzuschieben, wusste nicht was am schnellsten und besten tun. Es sah nicht so aus als ob dem Menschen noch viel Zeit bleiben würde.
Ich sagte Ines dass sie bleiben solle, rannte zur recht weit entfernten Straße um ein Auto anzuhalten.
Müsste möglich sein, um die Uhrzeit fuhren viele Menschen zur Arbeit.
Es waren viele Autos die ich versuchte anzuhalten- alle fuhren weiter.
Da kam der Schulbus! Mit beiden Armen fuchtelnd stellte ich mich mitten auf die Straße- eine andere Möglichkeit sah ich nicht- und ich hatte Glück.
Der Fahrer reagierte schnell und gab über Funk den Notruf weiter.
Damit ich Krankenwagen und Polizei zum Fundort leiten konnte, wartete ich an der Straße.
Ich weiß heute noch wie verzweifelt ich hoffte dass der Mensch noch so lange leben möge, bis Hilfe kommt. Ich hoffte dass Ines wirklich dort auf mich warten würde, dass nichts passiert…
Zum ersten Mal erlebte ich das Minuten zu Stunden werden können. Vom Gefühl her dauerte es Stunden bis Hilfe kam.
Innerhalb von 15 Minuten war die Polizei vor Ort, direkt danach kam der Rettungsdienst.
Beide führte ich zur Unfallstelle.
Ines wartete brav auf mich und das Schönste:
der Mann lebte!!
Sofort bekam er Sauerstoff.
Was im Einzelnen noch gemacht wurde weiß ich nicht- die Beamten wollten dass mein Hund sofort  von der Unfallstelle weggeführt wird.
Aus Entfernung sahen wir wie der Mann auf eine Trage gelegt wurde und dann mit Blaulicht abtransportiert wurde.
Ich besuchte den Herrn im Krankenhaus, er bedankte sich arg  für unsere Hilfe.
Er hatte nicht mehr gedacht dass er überhaupt noch gefunden würde.
Unser Seelenhund ist nun schon lange verstorben und hat seinen Platz frei gemacht für andere Schäferhunde aus Notsituationen- vergessen werden wir sie nie

 
Deutscher Schäferhund Nothilfe e.V.
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